Laufende Forschungsprojekte
Sextortion. Eine Pilotstudie zur Prävalenz von Studierenden
Beschreibung: Digitale Medien stellen einen von der Lebenswelt untrennbaren Teil – insbesondere von jungen Menschen – dar. Sie nehmen breiten Raum bei der Sozialisation ein und beeinflussen die persönliche Entwicklung von Minderjährigen maßgeblich. Täglich lernen sich Menschen über soziale Netzwerke wie Instagram, Snapchat und TikTok oder Dating-Plattformen kennen und chatten miteinander. Mit zunehmender Mediennutzung erhöht sich die Gefahr, digitale Gewalt zu erfahren. Die Anonymität und die leichte Zugänglichkeit des Internets begünstigen das Erleben und Begehen von Grenzüberschreitungen, Übergriffen und strafbaren Handlungen.
Die Risikoszenarien sind vielfältig, z.B. sexistisch diskriminierende Ansprachen, Sharegewalt, Cybergrooming und Love Scam. Auch Sextortion gehört zu den gefahrenträchtigen Phänomenen im digitalen Raum. Unter dem Begriff Sextortion wird eine Erpressungsmethode mit kompromittierendem Bildmaterial verstanden. Weltweit wird von steigenden Prävalenzraten berichtet, allerdings liegen für Deutschland nur vereinzelte bundeslandbezogene Daten vor.
Die Studie nimmt sich dieser Lücke an. Ziel des Projekts ist es, das Ausmaß von Sextortion bei Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu ermittelt (N=ca. 32.000). Hierzu wird ein standardisiertes Erhebungsinstrument entwickelt, das Fragen zum subjektiven Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl sowie zum Ausmaß von Sextortion enthält. Neben Fragen zur Häufigkeit erlebter Sextortionfälle wird auf den situativen Kontext der Tat, die Folgen und den Umgang damit eingegangen. Als Studiendesign wurde das Design einer anonymisierten Querschnittserhebung gewählt. Die Umfrage soll als Online-Befragung im Wintersemester 2024/2025 durchgeführt werden. Der Erhebungszeitraum soll sich über acht Wochen erstrecken.
Projektlaufzeit: Dezember 2024 bis März 2025
Projektpartner: Prof. Dr. Dr. Hauke Brettel und Dr. Barbara Horten, Zentrum für interdisziplinäre Forensik (ZiF) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Tötungsdelikten
Während die meisten Tötungsdelikte weltweit von Männern begangen werden, sind Frauen und Mädchen unverhältnismäßig stark von häuslicher Gewalt und ihren tödlichen Folgen betroffen. In dieser Studie werden die Merkmale von männlichen und weiblichen Opfern von Tötungsdelikten analysiert, um ein umfassendes um ein umfassendes Verständnis für die unterschiedlichen Situationen und Arten, in denen Männer und Frauen getötet werden, zu gewinnen. Akten von 106 gerichtsmedizinischen Autopsien von Tötungsopfern im Alter von 14 Jahren und älter (51,9 % Männer, 48,1 % Frauen) aus den Jahren 2012 bis 2019 wurden überprüft. Die Studie zeigte eine Vielzahl von signifikanten Einzelergebnissen, die folgender Publikation entnommen werden können: Walz et al. (2024): Gender differences in homicides. A comparative analysis of 106 fatalities in forensic autopsy data. Forensic Science, Medicine and Pathology. DOI: 10.1007/s12024-024-00847-y.
Für die Zukunft ist unter anderem geplant weitergehende Urteilsanalysen durchzuführen, um die Entscheidungen der erstinstanzlichen Gerichte im Vergleich zu den Vorgaben des Bundesgerichtshofs in Femizid-Fällen zu untersuchen.
Projektpartner: Prof. Dr. Dr. Hauke Brettel, Zentrum für interdisziplinäre Forensik (ZiF) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Ref jur. Christian Steffan, Lehrstuhl für Kriminologie, Strafrecht und Medizinrecht der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Tanja Gemerott, Dr. Cleo Walz, Institut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Mainz
Etablierung eines Dokumentationstrainings von forensisch potentiell relevanten Befunden in der chirurgischen Weiterbildung
Beschreibung: Bei der Behandlung von gewaltbetroffenen Personen steht oft zunächst die notfallmäßige ärztliche Versorgung im Vordergrund, je nach Schweregrad bzw. Lebensgefährlichkeit der Verletzung(en). Jedoch ist für die häufig nachfolgende Gerichtsverhandlung eine detaillierte Verletzungsdokumentation unbedingt erforderlich, damit sich die juristische Beurteilung des Vorfalls auf medizinisch-forensische, den hohen Beweiswertanforderungen im Straf- und Zivilrecht entsprechenden objektiven Befunde stützen kann. Die tatsächliche Gerichtsverwertbarkeit der schriftlichen und fotografischen Befunde klinisch tätiger Ärztinnen ist häufig sowohl qualitativ als auch quantitativ unzureichend, sodass sich daraus ein deutschlandweiter Schulungs- bzw. Trainingsplan ergibt.
Das Projekt befasst sich mit der Etablierung eines entsprechenden Trainingsprogramms, das in dem Format eines Workshops angeboten wird und dessen Ziel es sein wird, die gerichtsverwertbare Verletzungsdokumentation zu trainieren und den Fokus bei der notfallmäßigen chirurgischen Versorgung von Gewaltbetroffenen auf forensische Aspekte zu erweitern. Inhaltlich wird das Projekt durch den Lehrstuhl für Kriminologie, Strafrecht und Medizinrecht der Universität Mainz sowie durch ärztliche Mitarbeiterinnen der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Universitätsmedizin Mainz interdisziplinär und interprofessionell unterstützt.
Projektpartner: Ref. jur. Christian Steffan und Ass. jur. Marc Tries, Lehrstuhl für Kriminologie, Strafrecht und Medizinrecht der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Barbara Horten, Zentrum für interdisziplinäre Forensik (ZiF) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Dr. Katrin Elsner, Institut für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Mainz
Projektlaufzeit: Sommer 2024 bis Sommer 2025
kommende Forschungsprojekte
Forensische Implikationen neuer Drogen und Konsummuster (FInDuK)
Beschreibung: Unter „Neue psychoaktive Substanzen“ (NPS – umgangssprachlich auch oft als „neue Drogen“ bezeichnet) wird eine heterogene Gruppe verschiedener Suchtmittel bezeichnet, die seit einigen Jahren die „klassischen“ Suchtmittel ergänzen und teilweise zu verdrängen scheinen. Jährlich werden neue NPS entwickelt und illegal vertrieben.
Es ist wenig Wissen über den Zusammenhang von NPS-Konsum und delinquentem Verhalten vorhanden. Das Projekt nimmt sich im Rahmen einer multizentrischen Studie der bestehenden Wissenslücke an. Ziel des Projektes ist es, die ätiologische Bedeutung eines NPS-Konsums bei der Deliktsbegehung zu untersuchen und die Rolle des NPS-Konsums bei der forensischen Suchtbehandlung herauszustellen. Schließlich sollen Handlungsempfehlungen für den Umgang mit NPS-Konsum auf den Ebenen der primären, sekundären und tertiären Deliktsprävention entwickelt werden.
Die Studie besteht aus mehreren Teilprojekten. Im Rahmen einer quantitativen Befragung wird die Motivation zum NPS-Konsum sowie die Zusammenhänge zwischen Konsum und Delinquenz bei MRV-Patienten und Konsumenten der Allgemeinbevölkerung erhoben. In Ergänzung hierzu wird eine biografische und motivationale Verortung deliktrelevanten NPS-Konsums in qualitativen Interviews mit NPS-Konsumenten im Maßregelvollzug und in der Allgemeinbevölkerung durchgeführt. Außerdem sollen MRV-Kliniken, die Patienten gemäß § 64 StGB behandeln, hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Umgangs mit NPS befragt werden. Darüber hinaus soll die Prävalenz, zeitlicher sowie regionaler Verteilung des NPS-Konsums im MRV durch die Untersuchung von Urinproben ermittelt werden. Auf Basis dieser Daten werden die Substanzen identifiziert, auf die in den biographischen Interviews fokussiert werden soll.
Projektpartner: Prof. Dr. Dr. Hauke Brettel und Dr. Barbara Horten, Zentrum für interdisziplinäre Forensik (ZiF) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Volker Auwärter, Forensische Toxikologie am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Freiburg, und Priv.-Doz. Dr. Jan Querengässer, LVR-Instituts für Versorgungsforschung (Köln)
Stand: Antrag in Bearbeitung
Frühere, abgeschlossene Forschungsprojekte
Wiesbadener Verlaufsprojekt
Kriminologische Begutachtung von Strafgefangenen mit anschließender wissenschaftlicher Auswertung unter verschiedenen Aspekten.
Nähere Informationen hier
Gewalt gegen Polizeibeschäftigte
im Auftrag des Hesssichen Landeskriminalamtes (qualitatives Teilprojekt)
Demokratisierung und Selbstverwaltung
Einführung eines innovativen Wohngruppenkonzeptes ("KonTrakt) in der Jugendstrafanstalt Wiesbaden
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